schwedische Sprache.

schwedische Sprache.
schwedische Sprache.
 
Die schwedische Sprache bildet mit dem Dänischen den ostnordischen Zweig der nordgermanischen Sprachgruppe und wird als Amtssprache in Schweden und Finnland von etwa 9 Mio. Menschen gesprochen. Sie hängt, wie alle nordische Sprachen, den bestimmten Artikel als Schlussartikel an (dagen »der Tag«, barnet »das Kind«) und bildet das Passivum auf -s (hatas »gehasst werden«). Sie kontrahiert die alten Diphthonge, bewahrt die vollen Endungsvokale (gata »Straße«, Plural gator) und die stimmlosen Konsonanten p, t, k zwischen Vokalen (gripa »greifen«). Der musikalische Wort- und Satzakzent, die vollen Endungen und der reiche Wechsel der Vokale machen die schwedische Sprache zu einer besonders klangvollen Sprache. Die Reichssprache (riksspråk) ist die gemeinsame Norm der geschriebenen und gesprochenen Sprache, doch eine gewisse dialektale Färbung der Umgangssprache wird anerkannt.
 
Das schwedische Alphabet hat 29 Schriftzeichen (am Ende des Alphabets stehen å/Å, ä/Ä, ö/Ö). Die Vokale können lang oder kurz, hoch, mittelhoch oder tief sein: å bezeichnet den Laut [o]; o ist meist [u:] mit vorgeschobenen Lippen oder [o], aber auch [u] oder [ɔ]; u ist [yw] mit stark vorgeschobenen Lippen; y liegt zwischen [y] und [i]. Von den Konsonanten ist r meist Zungenspitzenlaut; s und z lauten [s], c lautet [s] oder [k], v sowie die bei der Rechtschreibreform von 1906 abgeschafften Schreibungen hv, fv und auslautendes f lauten [v]; dj, gj, hj, lj lauten [j], ebenso g vor hellem Vokal und nach r und l; k vor hellem Vokal (ä, e, i, ö, y, ei) und tj sind [ç]; sj, stj, skj und sk vor hellem Vokal sind [ʃ].
 
 
Die Geschichte der schwedischen Sprache umfasst die altschwedische (bis 1526) und die neuschwedische Epoche. Das Gebiet des Altschwedischen war in Schweden etwas kleiner als das der heutigen schwedischen Sprache. Das vorliterarische Runenschwedisch (bis 1225) stand den anderen nordischen Sprachen recht nahe. Von ihm entfernte sich das ältere Altschwedisch (bis 1375) lautlich beträchtlich; seine Denkmäler sind fast nur Handschriften der schwedischen Landschaftsrechte. Die Schriftsprache entwickelte sich im jüngeren Altschwedisch (bis 1526) unabhängig; es bildete sich zeitweise eine schriftsprachliche Norm auf der Grundlage des Dialekts von Östergötland aus. Der Einfluss des Lateinischen zeigt sich in Lehnwörtern und in der Syntax. Die politischen Verhältnisse und die Handelsverbindungen mit den Hansestädten spiegeln sich in zahlreichen mittelniederdeutschen Lehnwörtern. Seit der Kalmarer Union (1397) machte sich dänischer Einfluss in Wortschatz und Orthographie geltend. Die Übernahme der politischen Führung durch Svealand bestimmte auch die Entwicklung der Schriftsprache. Für das ältere Neuschwedisch (1526-1732) war die »Bibel Gustavs I.« (1541) eine Grundlage, auch das Lutherdeutsch gewann Einfluss. Das jüngere Neuschwedisch (seit 1732) macht in Lauten und Formen keine größeren Veränderungen mehr durch, wohl aber im Wortschatz. Das Gesetzbuch von 1734 und die Zeitschrift »Then swänska Argus« (1732-34) von Olof von Dalin (* 1708, ✝ 1763) leiteten zur jetzigen Schriftsprache über. Im 19. Jahrhundert wirkte die Schwedische Akademie bestimmend auf den Sprachgebrauch. Im 20. Jahrhundert hat die schwedische Sprache tiefgreifende Veränderungen durchgemacht. Dies betrifft v. a. den Ausgleich der Stilarten, die gegenseitige Annäherung der gesprochenen und der geschriebenen Sprache, die vereinfachte Syntax der Prosa, die Einheitsformen der finiten Verben in der Schriftsprache und die beträchtliche Erneuerung des Wortschatzes. Eine 1944 gegründete Organisation (»Nämnden för svensk språkvård«) beobachtet und betreut neben der Schwedischen Akademie die Sprachentwicklung.
 
 Dialekte
 
Schon die altschwedischen Runeninschriften zeigen dialektale Unterschiede. Man unterscheidet sechs Dialektgruppen: 1) die Sveadialekte um den Mälarsee; besonders ihr Kern hat altertümliche Züge, während der Westen und Nordwesten Ähnlichkeiten mit dem Norwegischen aufweist; 2) das Norrländische am Bottnischen Meerbusen steht den Sveadialekten näher und ist in Härjedalen und Jämtland norwegisch beeinflusst; 3) die Götadialekte in Västergötland, Dalsland, dem nördlichen Halland und auf Öland; 4) das Südschwedische in Småland, Schonen, Blekinge gehört sprachgeschichtlich eher zum Dänischen; es hat z. B. b, d, g statt schwedisch p, t, k, jedoch nicht den Glottisverschluss; 5) das Gutnische (Gotländische) auf Gotland; es steht ziemlich selbstständig, hat die alten Diphthonge bewahrt und zeigt dänische und niederdeutsche Einflüsse; das Altgutnische weicht vom Altschwedischen weit ab; 6) das Ostschwedische in Finnland und Estland; es schließt sich an die ersten beiden Gruppen an.
 
 
Grammatiken: A. G. Noreen: Vårt språk. Nysvensk grammatik. .., 7 Bde. (Lund 1903-24);
 E. L. Wellander: Riktig svenska (Stockholm 31948);
 N. Beckman: Svensk språklära (ebd. 91964);
 E. Wessén: Vårt svenska språk (ebd. 31970);
 Å. Viberg u. a.: A concise Swedish grammar (ebd. 1984);
 H. Ritte: Schwed. Gramm. (1986).
 
Dialekte: E. Wessén: Varå folkmål (Neuausg. Lund 1970).
 
Wörterbücher: K. F. Söderwall: Ordbok öfver svenska medeltids-språket, 3 Bde. u. 2 Suppl.-Bde. (Lund 1884-1973);
 C. Auerbach u. a.: Svensk-tysk ordbok (Stockholm 31967);
 E. Hellquist: Svensk etymologisk ordbok, 2 Bde. (Neuausg. Lund 1980);
 O. Östergren: Nusvensk ordbok, 5 Bde. (Neuausg. Stockholm 1981);
 
Ordlista över svenska språket, hg. v. der Schwed. Akademie (Neudr. ebd. 1994);
 
Langenscheidts Taschenwb. Schwed., begr. v. H. Kornitzky, bearb. v. E. Engbrant-Heider (Neuausg. 91997).
 
Sprachgeschichte: A. G. Noreen: Altschwed. Gramm. (1904, Nachdr. Leipzig 1978);
 E. Hellquist: Det svenska ordförrådets ålder och ursprung, 3 Bde. (Lund 1929-32);
 E. Wessén: Schwed. Sprachgesch., 3 Bde. (a. d. Schwed., 1970);
 B. Pamp: Svensk språk- och stilhistoria (Lund 1971);
 G. Bergman: A short history of the Swedish language (ebd. 21973).

Universal-Lexikon. 2012.

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